Fotografie kann ganz leicht sein aber auch richtig herausfordernd. So simpel – oder so kompliziert – wie du willst. Es liegt ganz bei dir und bei dem was du machen bzw. darstellen willst!
Nichts ist so einfach, wie im Automatikmodus einfach drauflos zu knipsen. Kamera einschalten, draufhalten, auslösen – zack, das Bild und fertig. Gespeichert im JPG-Format. So ist oftmals der erste Gedanke. Dann kommen die Zweifel. Vielleicht ist es gut, vielleicht auch nicht. Vielleicht passt die Belichtung, vielleicht ist der Moment getroffen – oder vielleicht eben auch nicht?! ... Filter ach ja Filter gehen immer! Die machen das Bild schon perfekt. Und wenn nicht, irgendein Algorithmus wird schon - noch was aus den Bildern machen. Und ganz ehrlich: Das kann jeder. Selbst meine 7jährige Tochter läuft so durch ihre phänomenale Welt und erschafft Bilder. "Die Kamera macht ja die Arbeit.“ Klar – wie der Pinsel beim Gemälde oder der Ofen beim Kuchen. Einfach auf den Auslöser drücken, und schon entsteht ein Meisterwerk. Bildaufbau, Licht, Gefühl? Ach was, das macht die Technik schon. Wenn’s gut wird: die Kamera. Wenn nicht: auch die Kamera. "schmunzelnd"
Und ja, manchmal/oftmals reicht das auch völlig aus. Ich erwische mich auch oftmal dabei, wenn es nur darum geht, eine Erinnerung festzuhalten, einen schönen Moment als Schnapschuss schnell einzufangen – für mich, meine Familie oder das eigene Fotoalbum. Das ist völlig legitim und brauch auch nicht mehr denn hier geht es um die Erinnerung/ den Moment. Aber das ist eben nur die eine Seite der Fotografie.
Die andere Seite ist die bewusste/gefühlte/sehende Fotografie. Die, bei der man sich wirklich drauf einlässt und es spürt. Die, bei der man bewusst Entscheidungen trifft – bevor man überhaupt auf den Auslöser drückt oder es sein lässt! Welcher Bildausschnitt ist der richtige für das Bild? Welche Perspektive sollte ich wählen? Welche Belichtung schmeichelt dem Motiv, welche Blende ist angebracht, welche Wirkungen will/muss ich erzielen? u.v.m. Das ist keine Frage des Zufalls, sondern des fotografischen Sehens. Des Betrachtens. Des Verstehens. Des Fühlens. Bewusste Fotografie beginnt nicht mit der spektakulär Kamera, sondern mit dem Blick seines selbst! Mit dem Wunsch, mehr zu sehen als all die anderen. Mehr zu spüren und natürlich mehr in Bildern festzuhalten!
Es gibt nur wenige Tätigkeiten, die so viel Geduld brauchen wie die Fotografie, wenn man sie ernst nimmt. So viel Geschick, so viel Sensibilität. So viel Hingabe und Ausdauer. Und auch: so viel innere Ruhe. Ein gutes Bild entsteht nicht einfach so. Es ist das Ergebnis von Achtsamkeit, von Beobachtung, von echtem Interesse. Es ist oft ein stiller Prozess. Manchmal ein (sehr) langer. Und oft ist es einer dieser besonderen Augenblicke, die einen dazu bringen, innezuhalten und sich selbst mit neuen Augen zu betrachten – die eigenen Erwartungen, Wünsche und Ziele zu hinterfragen und sich zu fragen, was man wirklich will, was man zu brauchen glaubt und wohin der eigene Weg führen soll. Es kommt – immer – darauf an, was man selbst will. Welche Ansprüche man an sich selbst stellt. Und an seine Bilder. Was man mit der Fotografie ausdrücken möchte. Ob man nur das Sichtbare festhält – oder ob man etwas Tieferes sucht. Etwas ureigenes. Vielleicht sogar etwas Stimmungsvolles oder sogar Poetisches.
Die eigene Wertevorstellung spielt dabei eine große Rolle. Manche wollen einfach schöne Bilder machen – und das ist völlig in Ordnung und legitim. Andere möchten berühren, erzählen oder auch dokumentieren. Wieder andere suchen in der Fotografie eine Form der Selbstbegegnung – eine stille Einladung, sich selbst neu zu entdecken.
Es gibt keinen falschen Weg, gerade nicht in der Fotografie. Jeder Pfad ob "gut" oder "schlecht", den wir einschlagen, bringt Erfahrungen, Erkenntnisse, Rückschläge und Geschichten mit sich. Doch was wirklich den Unterschied macht, ist nicht der Weg an sich – sondern die Haltung zur Fotografie, mit der wir sie gehen! Mit welchem Blick schauen wir auf das, was fotografisch, in diesem Moment, vor uns liegt? Aus welcher inneren Wahrheit heraus treffen wir Entscheidungen, wählen Motive, halten Momente fest?
Die Kamera ist dabei nur ein Werkzeug – der eigentliche Fokus liegt auf uns selbst. Wer bewusst sieht, sieht anders und oftmals besser. Und wer mit dem Herzen fotografiert, fängt nicht nur Bilder ein, sondern auch deren Bedeutung. So wird jeder Schritt – ob durchs Leben oder durch die Landschaft hinter dem Sucher – zu einem Akt der Auseinandersetzung. Mit dem, was ist. Mit dem, was erwartet wird. Und mit dem, was in uns lebt. Es gibt keinen falschen Weg. Aber wir sollten immer wissen, warum wir ihn gehen. Und wie wir dabei sehen und was dabei von uns kommt.
Was ich oft beobachte: Viele glauben, je perfekter die Kamera, je teurer das Objektiv, je neuer die Technik, je teurer der Workshop – desto besser werden die Fotos. Werbung verstärkt dieses Bild ständig: neue Sensoren, Kamerahaptik - wie z.B. intuitiv sich Tasten, Rädchen, Sucher und Gehäuse, bessere neue Algorithmen, noch mehr Schärfe, noch mehr Megapixel, noch mehr.... Und natürlich: Wer mehr investiert, wird automatisch ein besseres fotografisches Ergebnis erziehlen. Stimmt das wirklich?
Ganz ehrlich und aus voller Überzeugung: Für mich ist das ein, ganzheitlicher Irrtum. Eine schöne und einfache Illusion, die sich oftmals gut verkaufen lässt. Aber sie lenkt vom Wesentlichen ab. Denn Technik ist, wie oft schon beschrieben, nur ein Werkzeug. Für sich genommen ist eine Kamera so wenig kreativ wie ein Stück wohl sinnlicher Lehm. Sie ist tot, solange niemand sie bewusst einsetzt. Erst in guten Händen – in begnadeten Händen – wird sie zu einem Medium. Zu einem Ausdrucksträger unserer selbst.
Ein gutes Bild entsteht nicht durch Technik allein. Es entsteht im Kopf. Im Herzen. Durch Erfahrung. Durch Übung. Und durch Entscheidungen. Kameras, die „alles können“, gibt es nur in Werbeanzeigen. Preisgekrönt sein kann nicht die Kamera – sondern nur der Mensch, der mit ihr etwas Besonderes schafft.
Natürlich – manche Kameras sind für bestimmte Aufgaben besser geeignet als andere. Keine Frage. Wer in der Wildnis Tiere fotografiert, braucht anderes Werkzeug als jemand, der Porträts bei Studio-Licht aufnimmt. Aber – und das möchte ich wirklich betonen: Ein Bild entsteht nicht durch die Kamera oder das Objektiv etc.. All das ist nur ein Werkzeug, ein verlängerter Arm des fotografischen Sehens. Das eigentliche Bild entsteht im Inneren – im Blick des Fotografen, in seiner Vorstellungskraft, in seiner Art, die Welt wahrzunehmen. Es ist sein Gespür für den Moment, seine Intuition, seine Empfindsamkeit, die dem Bild Leben einhauchen. Nicht die Technik entscheidet über die Wirkung eines Fotos, sondern das innere Auge, das sieht, wo andere vielleicht nur schauen. Ein gutes Bild ist nicht einfach ein Abbild der Wirklichkeit. Es ist ein Ausdruck – von Gedanken, Gefühlen, Stimmungen. Es trägt die Handschrift dessen, der es gemacht hat. Das ist etwas, das man nicht einfach mit einem Klick oder mit der besten Kamera kaufen kann. Es braucht "Dich" es braucht Zeit. Erfahrung im Detail. Es braucht Auseinandersetzung mit deinem Motiv. Und - immer, mit sich selbst.
Was mir immer mehr Sorgen macht: Wir leben in einer Zeit, in der so vieles so schnell gehen muss. Es einfach sein muss. Ohne viel Selbst. Man will Ergebnisse ohne Mühe und Herausforderungen. Alles soll „kinderleicht“ sein. Tutorials, Werbung, Kurse – sie alle versprechen schnelle Lösungen: „Auch du kannst das...!“, „Folge mir – und du wirst erfolgreich werden!“, „Melde dich zu meinem Workshop an, und deine Bilder werden sofort besser!“ ... Bullshit Vergiss Technikfetischismus, Pixelzählerei und Objektivdebatten und den Rest der kakofonische Ergüsse. Ein gutes Foto entsteht oft zuerst im Kopf dann im Herzen dann in dem Moment, in dem du siehst – wirklich siehst – und nicht durch, einfach nur abdrücken. Es ist deine Sicht auf die Welt, die zählt und die du erzählst. Dein Gespür für den Moment. Deine Vorstellung davon, was dieses Bild bedeuten soll – für dich, nicht für etwaig bevorstehende Likes.
Und ja – ich gebe selbst Workshops. Aber ich verspreche keine Wunder nicht die 0815-Lösung. Ich glaube nicht an Abkürzungen, die das Wesentliche umgehen. Ich glaube an Wissen und Leidenschaft, Übung und Hingabe, Beobachtung und Geduld – und an echte Begeisterung und Leidenschaft.
Mein Credo ist einfach. Du brauchst keine High-End-Ausrüstung, keine endlose Sammlung teurer Objektive, keine Kamera, die dir verspricht, alles für dich zu übernehmen. Du brauchst kein Prestige. Was du brauchst, ist ein echtes Interesse. Eine gewisse Neugier. Und die Bereitschaft, dich auf den Prozess einzulassen. Lies die Bedienungsanleitung deiner Kamera. Nicht weil sie spannend ist – sondern weil sie dir hilft, dein Werkzeug zu verstehen. Je besser du sie kennst, desto freier wirst du dich beim Fotografieren fühlen.
Technik ist kein Selbstzweck – sie soll dich unterstützen, nicht aufhalten. Lerne ein paar Grundlagen. Versteh, wie Licht funktioniert – wie es fallen kann, weich oder hart, schmeichelnd oder brutal. Achte auf Perspektiven: Geh in die Knie, steig auf eine Mauer, schau von der Seite. Entdecke, wie Farben zusammenklingen oder sich gegenseitig stören. Und spiel mit Komposition – nicht als starre Regel, sondern als Einladung zum bewussten Sehen. Und dann: Geh raus. Schau dich um. Mach dich offen für das, was passiert – vor der Linse und in dir selbst. Lass dich überraschen, was du findest, wenn du nichts Bestimmtes suchst. Probiere aus! Immer wieder. Auch wenn nichts dabei herauskommt. Auch wenn du zweifelst. Gerade dann. Denn gute Bilder wachsen oft dort, wo du sie nicht erwartest – in der Geduld, im Warten, im genauen Hinsehen. Und vor allem: Bleib ehrlich mit dir selbst. Mach Bilder, die für dich etwas bedeuten. Nicht für Likes, nicht für Technikforen, nicht, weil andere sagen, wie es „richtig“ geht. Mach Bilder, weil du etwas gespürt hast – und weil du diesem Gefühl einen Ausdruck geben willst. Fotografie ist kein Wettbewerb. Sie ist ein Weg. Ein stiller, persönlicher. Und wenn du ihn gehst, mit Aufmerksamkeit, mit einem offenen Herzen, mit ein bisschen Demut – dann wirst du sehen: Du brauchst nicht viel. Nur dich. Und deine Augen.
Denn das Entscheidende ist, oftmals nicht, das Werkzeug – sondern dein Blick. Deine Geschichte. Deine Entscheidung. Und am Ende deine ganz persönliche Art, die Welt und die Dinge zu sehen. Und dann kommt sie – die letzte Stufe: Kreativität. Sie ist nicht erlernbar - im klassischen Sinne. Sie kann nicht in Formeln gepresst oder verfilmt werden. Aber sie kann in dir wachsen. Allein durch Übung. Durch Mut zur Tat. Durch das Zulassen von Fehlern und Missgeschicken. Durch Beobachtung deiner selb und deiner Umgebung. Und durch dein feines erlerntes Gespür für das, was wirklich zählt. Kreativität ist das, was aus Technik Ausdruck macht. Was aus Bildern Sprache macht. Was aus dem Festhalten von Momenten ein Erzählen von Geschichten werden lässt.
In einer Zeit, in der täglich aber Millionen Bilder rauschen – laut, beliebig, auf Aufmerksamkeit getrimmt –, verliert man leicht den Blick für das Wesentliche. Zwischen überladenen Filtern, bedeutungsschwangeren Hashtags und immer gleichen Posen entsteht vor allem eins: eine visuelle und fotografische Kakofonie. Kakofonische Ergüsse, bei denen Form über seelischem Inhalt steht, Technik über Gefühl, Inszenierung über bildlicher Wahrheit.
Aber Fotografie darf mehr sein. Muss, in meinen Augen, mehr sein! Nicht laut, nicht gefällig – sondern ehrlich unmissverständlich. Reduziert auf das, was bleibt, wenn man alles andere weglässt: ein Moment, ein Gedanke, ein echtes Gefühl. Denn das stärkste Bild ist oft das leiseste. Und der kraftvollste Ausdruck kommt nicht aus der perfekten Kamera, sondern aus einem klaren Blick und einer inneren Haltung.
Alles andere ist Lärm. Es ist laut geworden in der Fotografie. Nicht durch Geräusche, sondern durch Bedeutungslosigkeit. Durch Wiederholung. Durch Bilder, die nichts erzählen, nichts fühlen, nichts fragen... einfach nichtssagend! Und das ist schade.
Und genau deshalb braucht es heute mehr denn je die leisen Bilder. Die ehrlichen. Die, die nicht schreien müssen, um zu wirken.
Fotografie ist kein Wettbewerb um Aufmerksamkeit. Sie ist – im besten Fall – eine Form der Auseinandersetzung. Mit der Welt. Mit dem Licht. Mit sich selbst.